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Ich möchte einige eigene Gedanken zum deinem Thema schreiben. Die Deutschen wollten keinen zweiten Weltkrieg mehr erleben. Alle Männer, die 1900 und früher geboren wurden erlebten den Schrecken des ersten Weltkrieg als Soldaten an der Front (besonders den Stellungskrieg in Frankreich, wo 80% der gefallenen Deutschen liegen). Diese Männer wollten mit Sicherheit nicht als 39-/40- jährige noch mal einen Krieg erleben. Alle nach 1901 geborenen erlebten den Krieg als Kinder nur Hungersjahre und als die Zeit der toten Väter und Brüder. Alle Mütter  waren 4 Jahre alleine. Sie mussten die Industrie, die Landwirtschaft am Laufen halten und irgendwie die Familie satt bekommen, obwohl es nichts gab. Also insgesamt gesehen wollte das deutsche Volk keinen 2. Weltkrieg mehr erleben. Die Besonderheit der Geschichte ist aber, dass alle Verbündeten Deutschlands im 1. Weltkrieg kurz vor Kriegsende die Seiten wechselten, so dass nicht Österreich, Italien oder die Türkei sondern ausschließlich Deutschland der Kriegsverbrecher war und die Wiedergutmachung zu leisten hatte. Der Frieden von Versailles war für Deutschland so deprimierend, die Reparationszahlungen an Frankreich so hoch, die Industriedemontagen im Ruhrgebiet so schmerzhaft, dass Deutschland bis!!! 1985 !!! gebraucht hätte um die Auflagen von Versailles zu erfüllen. Internationale Historiker gehen heute geschlossen davon aus, dass in diesem Vertrag die Wurzeln des 2. Weltkrieg lagen. Das gesamte Deutschland fühlte sich gedemütigt. Der Deutsche war in Europa das aller Letzte. Und jetzt kam ein „Führer“ und erzählte den Deutschen nach 15 Jahren, dass sie die Größten seien. Das war gut für das Selbstwertgefühl, Hitler ignorierte die Zahlungen an Frankreich und auch die Lieferung von Kohle und Stahl dorthin. Alles wurde für den Aufbau einer starken Rüstungsindustrie verwendet, Autobahnen gebaut…..nach der Weltwirtschaftskrise mit 8 Millionen Arbeitslosen war plötzlich Vollbeschäftigung. Den deutschen Arbeiter interessierte nicht, dass er Waffen herstellte, sondern dass er Arbeit hatte. Und außerdem war Deutschland ja nur von „Feinden“ umgeben, da muss man bewaffnet sein. Aber trotzdem, bis hierher wollten sie keinen neuen Krieg. Alles, was Hitler versprochen hatte, wurde wahr. Die Leute vergötterten ihn. Den Deutschen ging es gut, der Deutsche war wieder wer. Und dann 1939 „überfielen die Polen das Deutsche Reich“, so wurde es den Deutschen über Rundfunk und Zeitung eingehämmert. Da muss man sich verteidigen. Nach 3 Wochen war Polen besiegt, nun erklärt Frankreich, als Verbündeter von Polen Deutschland den Krieg. Die Wehrmacht besiegte in wenigen Wochen Frankreich und besetzt das Land. Nun glauben auch die letzten Deutschen an ihre Unbesiegbarkeit und an den „Führer“ .Aber auch glauben sie, dass nach Frankreich die Soldaten nach Hause kommen und Frieden werde. Das besetzte Europa wurde ausgeplündert. In Deutschland gab es jetzt alles, den Deutschen ging es materiell gut. Dann der Überfall auf die Sowjetunion. Außer Hitler und seine Generäle wusste niemand davon. Alle anderen waren entsetzt. Jetzt wurde leise, unter der Hand gesagt „das ist das Ende“, wer es laut sagte kam ins KZ. Das deutsche Volk war gegen diesen Krieg, nicht weil es ein sozialistisches Land war (die Kommunisten und Sozialdemokraten waren eingesperrt), sondern sie meinten die riesigen Weiten dieses Landes, das könne man nie besiegen. Eine Besonderheit war auch, dass alle Soldaten und Offiziere nicht auf das Deutsche Volk sondern auf den „Führer“ vereidigt wurde, das hieß jeder schwor Hitler einen Eid ihm zu folgen bis in den Tod.Wohin das führte, weißt du, ja!“ 

 

Aus dem Brief von Bernd Sondermayer

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